Fakten zu MoVe35 – Öffentlicher Verkehr und Erreichbarkeit

Bus und Bahn

Mit Bussen und Bahnen schnell, bequem, günstig und umweltfreundlich ans Ziel: egal von woher, egal wohin. Zu diesem Angebot kann kaum jemand Nein sagen. Und so wird der öffentliche Verkehr zu einer starken Mobilitätsalternative für alle.

Worum geht es?

Busse und Bahnen ermöglichen es allen Menschen, unabhängig von Alter, Lebenssituation oder Mobilitätseinschränkungen, selbstbestimmt mobil zu sein. Zugleich ist ein gut ausgebautes öffentliches Verkehrssystem ein wesentlicher Standortfaktor und trägt zu einer dynamischen Wirtschaftsentwicklung bei. Dies gilt auch für Wege zwischen Stadt und Region.

Gut zu wissen

Im Zuge des Beteiligungsprozesses zu MoVe 35 sind vielfältige Ideen für die Weiterentwicklung des öffentlichen Verkehrs eingebracht worden. Im Fokus stand die Suche nach Mobilitätslösungen für Pendler*innen und insbesondere die Anbindung der Lahnberge und der Behringwerke. Dabei wurden verschiedene Verkehrssysteme intensiv diskutiert: Batterie-Oberleitungsbus (BOB), Tram, Seilbahn. Für MoVe 35 wurden alle drei Vorschläge konzeptionell durchdacht und hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile abgewogen. Im Endbericht wird diese Abwägung transparent dokumentiert und die Entscheidung für den BOB ausführlich begründet.

Wie ist die Situation heute?

Heute werden 15 Prozent der Fahrten in Marburg mit Bus und Bahn zurückgelegt. Das Rückgrat des ÖPNV sind die Regionalexpress- und Regionalbahnlinien sowie die zwei Bahnhöfe. Mit dem Bus ist die kompakte Kernstadt in einem dichten Takt gut erschlossen. Die äußeren Ortsteile werden jedoch oft nur stündlich oder noch seltener angefahren.

Was soll getan werden?

Zu den Maßnahmen von MoVe 35 gehören die Weiterverfolgung des Planfeststellungsverfahrens für den BOB, der Ausbau der Barrierefreiheit von Fahrzeugen und Haltepunkten, die Priorisierung der Busse im Stadtverkehr, die Modernisierung des Südbahnhofs sowie die Schaffung eines Schnellbussystems. Dadurch sollen wichtige Einrichtungen und Haltepunkte, wie Bahnhöfe, Behringwerke, Wehrda und Cappel in der Stadt schnell erreicht werden. Auch Tarif, Marketing und Information sind wichtige Instrumente, um die Wahrnehmung des öffentlichen Verkehrs als attraktive Mobilitätsoption zu verbessern und wahlfreie Kund*innen für Bus und Bahn zu begeistern. Für die langfristige Entwicklung schlägt MoVe 35 Machbarkeitsstudien für einen neuen Bahnhaltepunkt Marburg-Mitte sowie für eine Regio-S-Bahn in Abstimmung mit dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV), der Stadt Gießen und weiteren Gemeinden vor.

Was ist die Schlüsselmaßnahme?

Die Gestaltung des öffentlichen Verkehrs wird im Zusammenspiel von MoVe 35 und dem Nahverkehrsplan (NVP) umgesetzt, der parallel erarbeitet wurde. Während der NVP vor allem kurz- und mittelfristige Anpassungen bei Linienführung, Takten und weiteren Angebotsaspekten enthält, beinhaltet MoVe 35 konzeptionelle Maßnahmen und langfristige Vorhaben. Die Ergebnisse mehrerer Studien haben ergeben, dass ein Batterie-Oberleitungsbus (BOB) eine sinnvolle Maßnahme für die Universitätsstadt Marburg darstellt. Zum einen trägt ein Batterie-Oberleitungsbus durch die Elektrifizierung dazu bei, die verkehrsbedingten Emissionen des öffentlichen Verkehrs zu reduzieren. Zum anderen können durch einen BOB die Kapazitäten im Busverkehr gesteigert und der Fahrkomfort erhöht werden. Für die gelungene Integration ins Stadtbild sollen bei der baulichen Umsetzung des BOB so wenig Masten wie möglich errichtet werden.

Vernetzte Mobilität

Alles eine Frage der Kombination: Wer mit verschiedenen Verkehrsmitteln unterwegs ist, bleibt flexibel und kommt gut und schnell und umweltfreundlich ans Ziel.

Worum geht es?

Mit dem Auto zum Bahnhof, mit der Bahn in die Stadt, mit dem Leihfahrrad zum Ziel der Reise. Oder aber: Mit dem Bus zum Einkaufen, mit dem Fahrrad zur Arbeit, mit dem Carsharing-Auto zum Sport. Die Nutzung verschiedener Verkehrsmittel im Alltag ermöglicht mehr Flexibilität und Unabhängigkeit vom privaten Auto. Das Handlungsfeld Vernetzte Mobilität enthält Maßnahmen, die die dafür erforderliche nahtlose Verknüpfung von alternativen Angeboten herstellen sollen.

Gut zu wissen

85 Prozent ihrer Wege legen die Marburger*innen monomodal zurück, also nur mit einem Verkehrsmittel. Eine Haushaltsbefragung kam 2018 zu dem Ergebnis, dass 9 Prozent der Bevölkerung Angebote des Carsharings nutzen, Bikesharing wird von 10 Prozent genutzt. Dabei sind es vor allem junge Menschen, die mit geteilt genutzten Fahrzeugen des Car- und Bikesharings unterwegs sind. In den vergangenen Jahren wurde das Angebot weiter ausgebaut. Dadurch und durch die kostenfreien ersten 30 Minuten bei Nextbike ist das Sharing in Marburg attraktiver geworden. Daher wird aktuell von höheren Nutzungszahlen ausgegangen.

Wie ist die Situation heute?

In Marburg gibt es bereits Ansätze, die unterschiedlichen Verkehrsmittel miteinander zu vernetzen, wie zum Beispiel ein gut ausgebautes Sharing-System für Fahrräder und Autos. Auch Park-and-Ride-Anlagen sind vorhanden, die Ansatzpunkte für eine bessere Verknüpfung mit dem Bus- und Radverkehr bieten. Allerdings weisen die bestehenden Angebote noch keine einheitliche Systematik auf und sind nicht allen potenziellen Nutzer*innen bekannt.

Was soll getan werden?

Mobilität soll als Dienstleistung verstanden werden. Mit Unterstützung des Sharings sollen vernetzte, gut zugängliche Angebote im Umweltverbund entstehen, die allen Marburger*innen geeignete Alternativen zur Nutzung des eigenen Pkw anbieten. Die bestehenden Ansätze zur Verknüpfung von Verkehrsmitteln sollen ausgebaut und zu einem systematischen Netz von Mobilstationen erweitert werden. Die Stationen sollen einer einheitlichen und wiedererkennbaren Systematik folgen. Die bestehenden Park-and- Ride-Anlagen sollen in die Mobilpunkte integriert und erweitert werden. Um das Sharing noch einfacher zugänglich zu machen, sollen die Potenziale der Digitalisierung stärker genutzt werden, beispielsweise um die Angebote zu bewerben und in Echtzeit über vorhandene Möglichkeiten zu informieren. So könnte die Echtzeitinformation zur aktuellen Verkehrslage in der Innenstadt, verbunden mit dem Angebot, das Auto an einem Mobilpunkt abzustellen und für den Weg innerhalb der Stadt den öffentlichen Verkehr zu nutzen, eine echte Motivation für den Umstieg darstellen.

Was ist die Schlüsselmaßnahme?

Durch den Umbau von ÖV-Knoten zu Mobilstationen (ÖV = Öffentlicher Verkehr) sollen attraktive Verknüpfungspunkte zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern geschaffen werden. Der Gedanke dabei ist, dass Teilstrecken, auf denen der öffentliche Verkehr stark ist, mit Bus und Bahn zurückgelegt werden – die Wege von und zu den Haltestellen mit anderen Verkehrsmitteln: vor allem zu Fuß und mit dem Rad, mit geteilten Verkehrs mitteln (Bike- und Carsharing, Mitfahrgelegenheiten) oder auch mit dem eigenen Auto. Die Stationen sollen gut sichtbar und wiedererkennbar sein. Die Ausstattung soll sich nach den Bedürfnissen der verschiedenen Gruppen potenzieller Nutzer*innen richten. Für die großen ÖV-Knoten in Marburg, wie zum Beispiel Haupt- und Südbahnhof, aber auch für wichtige Umstiegshaltestellen oder Park-and-Ride-Anlagen, ist die Weiterentwicklung zu multimodalen Verknüpfungspunkten vorgesehen, inklusive Radabstellanlagen, Lademöglichkeiten für Elektrofahrräder und zusätzlicher Services, wie Informationsangeboten oder Paketstationen. An anderen Mobilstationen wären auch Bike- und Carsharing zu finden. Diese und weitere Ausstattungsmerkmale sowie Möglichkeiten der Gestaltung müssen nicht neu entwickelt werden, sondern können sich an bereits bestehenden, erfolgreichen Beispielen aus der Praxis orientieren.
In den Wohngebieten und Quartieren besteht die Möglichkeit, die Mobilstationen als zentrale Treffpunkte im Quartier zu etablieren und durch Zusatzangebote mit Leben zu füllen. Die Standorte für die lokalen Verknüpfungspunkte und deren mögliche Ausstattung sollen gemeinsam mit den Bewohner*innen vor Ort entwickelt werden.

Hinweis: Dieser Text ist den von der Stadt Marburg erstellten „Fact sheets“ zum 2023 durchgeführten Info-Markt zu MoVe35 entnommen (https://www.marburg.de/portal/seiten/move-35-marburg-bewegen-900002325-23001.html ). Die „Fact Sheets“ enthalten zusätzlich Grafiken und Bilder zur Verdeutlichung.